Staatliche Vorsorgekonzepte: Riskante Garantien
Minuszinsen - warum wird hier investiert?
Mitte August 2019 rentierten erstmals in der Geschichte alle deutschen Staatsanleihen negativ, auch langlaufende 30-Jährige. Da stellt sich die Frage, warum investiert die DWS bei Riester-Verträgen überhaupt hohe Anteile in solche Anleihen mit negativer Rendite? Die Antwort ist einfach: Systembedingt kann die DWS als Fondsgesellschaft nicht anders handeln. Der Gesetzgeber schreibt für Riester-Renten Garantien vor. Um Beiträge und Zulagen garantieren zu können, investieren Anbieter in „sichere“ Wertpapiere – eben deutsche Staatsanleihen. Solange damit noch Zinserträge zu erwirtschaften waren, war die Welt noch in Ordnung. Aktuell bringen diese Anleihen bei Laufzeiten von bis zu 30 Jahren aber Negativzinsen, z.B. bei 10-jährigen Anleihen -0,60%. Wie soll das dauerhaft funktionieren? In unserer Sonderausgabe der finanz-news sind wir bereits vor drei Jahren auf die Folgen der Zinsentwicklung für die Riester-Rente ausführlich eingegangen.
Tageschau 21.08.2019: Erstmals 30-jährige Anleihe ohne Zinsen
Die Ergebnisse der DWS Riester-Rente liegen in den letzten Jahren weit über dem Marktdurchschnitt. Nun haben wir im Jahr 2019 nochmals eine extrem positive Entwicklung bei den Rentenfonds, die den größten Teil der Riester-Portfolios ausmachen. Fallende Zinsen sorgen nämlich für Kursgewinne bei den Anleihen. Das ist zunächst erfreulich, denn durch die anormale Zinsentwicklung sind insbesondere die Gewinne im Jahr 2019 ungewöhnlich hoch. Diesen nicht unkomplizierten Zusammenhang haben wir in vielen Gesprächen erläutert.
Die Kehrseite ist aber, dass sich die Zukunftsaussichten für die Rentenfonds stark verschlechtert haben. Im Bereich der Zinsanlagen (Rentenfonds) sind aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf Sicht der nächsten Jahre schlechtere Ergebnisse vorprogrammiert.
Solange der Gesetzgeber das Produkt nicht reformiert, kann die DWS den Rentenfondsanteil nicht reduzieren, da dieser die gesetzlich geregelte Garantie auf die eingezahlten Beiträge und Zulagen absichert. Wir haben somit, anders als bei der freien Fondsanlage, keine Möglichkeit, die hohen Buchgewinne bei den DWS Rentenfonds aktiv bei der DWS zu realisieren.
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Es kann im Einzelfall Sinn machen, von der steueroptimierten auf eine zulagenoptimierte Vertragsgestaltung umzustellen und dadurch frei werdende Mittel in einen Fondssparplan oder in die steuerbegünstige Basis-Rente (mit freier Fondsauswahl) zu investieren. Also die Zulagen noch mitnehmen (als Renditeersatz), aber auf die im Einzelfall zusätzliche (geringere) Steuererstattung verzichten. Hier ist jeder Fall einzeln zu betrachten.
Höchststandssicherung aktivieren
Bei Verträgen mit nur noch wenigen Jahren Ansparphase sollte die Höchststandssicherung, eine spezielle Absicherungsoption der DWS Riester-Rente Premium, genutzt werden, um die Kursgewinne bei den Rentenfonds zu sichern. Alle Kunden, die in diesem Jahr das 55. Lebensjahr erreichen und die DWS Riester-Premium Variante nutzen, werden von uns automatisch kontaktiert, um die Höchststandssicherung zu aktivieren. Die Rentenfonds mit Restlaufzeiten unter 10 Jahren werden in den nächsten Jahren leichte Minusergebnisse erwirtschaften. Deshalb ist es sinnvoll, die Sicherung zu aktivieren - die Wertrückgänge gegenüber dem Höchststand gehen dann zu Lasten der DWS.
Im September 2019 haben wir begonnen, über die Möglichkeiten eines Anbieterwechsels zu informieren. Mit der Allianz Riester-Lösung FlexInvest ist ein höherer Anteil in Misch- und Aktienfonds möglich und die Verzinsung des Anteils für die Garantie (hier über den gemischt angelegten Deckungsstock) ist - anders als vor 10 Jahren - sehr viel höher als bei der reinen Anlage in Rentenfonds (fast ausschließlich in deutsche Staatsanleihen). Durch einen Anbieterwechsel können im aktuellen Umfeld die hohen Kursgewinne bei den Rentenfonds realisiert werden. Der Wechsel des Bestandes ist kostenfrei möglich. Die Unterschiede in der Kostensystematik bei der Allianz gegenüber DWS erläutern wir Ihnen.
Die extreme Zinsentwicklung schlägt sich mehr und mehr auch auf das private und betriebliche Altersvorsorgesystem in Deutschland nieder, der Reformdruck steigt. Das Risiko eines Minusergebnisses bei einem Fondssparplan über 30 Jahre Laufzeit ist nahe Null. Im aktuellen System muss selbst bei 30 Jahren Restlaufzeit garantiebedingt ein hoher Teil des Portfolios in deutsche Staatsanleihen investiert werden. Warum nicht den mündigen Bürger entscheiden lassen? Wieso sollte ein Anleger das Garantieniveau (z.B. von 80 bis 100%) nicht selbst bestimmen können - die Entscheidung selbst treffen, ob er z.B. mit 80% Garantie bei Renditeerwartungen von 4 bis 5% pro Jahr besser leben kann, als 100% Garantie mit Renditeerwartungen zwischen 0 bis 2%? Die Antwort darauf wäre schlicht eine Frage der individuellen Einstellung. Ganz ohne Garantien wird es nicht gehen. Produkte, die durch Zuschüsse und Steuern gefördert werden, müssen grundsätzlich stärker reglementiert werden. Aber schon ein Absenken des Garantieniveaus auf 90% würde es ermöglichen, den Anteil an Staatsanleihen zu reduzieren und stattdessen mehr Misch- und Aktienfonds zu kaufen.
Wir sind für Sie da. Sprechen Sie uns an zum Kennenlernen, Vertrauen und Lösungen finden. Wir freuen uns auf Sie!
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